Gut Wandelheim
Gut Wandelheim
Der ehemalige Gutshof ist seit 2001 im Besitz der Familie Schröfl. Seit dem ist viel geschehen auf dem Gut. Unter anderem wurde die ungenutzte und baufällige Kapelle mit viel Aufwand renoviert.
Im Jahr 2005 wurde die Wiedereinweihung der denkmalgeschützten Hofkapelle St.Petrus in Wandelheim mit einem Gottesdienst gefeiert. Seit dem wird dort jährlich Patrozinium gefeiert.
Gut Wandelheim ist Sitz des “Reit- und Fahrstall Schröfl” und der “Schlosserei Stahlbau Schröfl GmbH“. Des Weiteren ist der Gutshof auch die Heimat der Kutschenausstellung von Peter Schröfl sen.
Geschichte Hofkapelle
Die Entstehung der Hofkapelle lässt sich auf das Jahr 1706 sicher datieren. Diese Jahreszahl findet Erwähnung in den Martrikeln der Urpfarrei Pfaffenhofen am Parsberg (später Unterpfaffenhofen).
Bei der 2005 erfolgten neuen Farbfassung des Innenraumes wurde linksseitig die Innschrift “1709 INRI” entdeckt und freigelegt. Die Jahreszahl dürfte auf ein besonderes Ereignis hinweisen.
1982 erfolgte die Eintragung der nunmehr fast 300 Jahre alten Kapelle – laut Landesamt für Denkmalpflege “einem anspruchsvollem und in der “Kapellenlandschaft” des Brucker Raumes eher ungewöhnlichen Bau” – in die Denkmalliste (UPH 727)
Nach Feststellungen des Landesamt handelt es sich um einen über rechteckigen Grundriss errichteten, ziegelgedeckten Walmdachbau mit einem voluminösen, mehrfach profiliertem Gesims in barocker Tradition. Der Innenraum zeigt eine monumental wirkende toskanische Pilaster Gliederung mit einer Art Attikazone unter der Fachladecke. An der dem Eingang gegenüberliegende Säulenwand stand früher ein im Barockstil gehaltenes Säulenretabel. Der Bodenausbau erfolgte mit heimattypischen Ziegelsteinen, wohl ein Produkt aus den früher in nächster Nähe befindlichen Ziegeleinen. Ein breites segemtbogiges Portal, bestehend aus einer doppelflügeligen Holztür, öffnet den Blick in den Innenraum. Auf dem Dach des kleinen barocken Sakralbaues finden wir ein schindelgedecktes Glockentürmchen.
Die Kapelle lag früher unmittelbar an einer bedeutenden Straßenverbindung, der Salz und späteren Poststraße von München nach Landsberg am Lech.
Es darf vermutet werden, dass das Baudenkmal 1706 zum Gedenken an den einstigen Gutsbesitzer auf Wandelheim, Ferdinand Franz Voglmayr, errichtet wurde. Möglicherweise besteht hier ein Zusammenhang mit den Wirren und Ereignissen anlässlich des Spanischen Erbfolgekrieges (1701 – 1714).
Aus Augenzeugenberichten ist bekannt, dass die geräumige Hofkapelle, bedingt durch die räumliche Entfernung zur Mutterkirche St. Jakob, einst Sakralraum für die zahlreichen in Wandelheim und Kleßheim beschäftigten und dort wohnenden Mitarbeiter gewesen ist. Sie war ihnen stets ein lieb gewordener Andachtsraum, ein Ort des Gebetes und der stillen Einkehr.
Nach dem zweiten Weltkrieg fanden die letzten Eigentümer des Gutes Wandelheim offensichtlich keinen Bezug zur Ortsgeschichte und kirchlichen Tradition. Sie entfremdeten das denkmalgeschützte Bauwerk und degradierten es zu Rumpelkammer und Lagerraum – es wurde defacto profaniert. Die Inneneinrichtung des historischen Kleinods wurde entfernt, so auch ein barockes Retabel (Altaraufsatz) mit gewundenen Säulen, Flammenleisten und bogenförmigen Abschluss. Sie ist seitdem nicht mehr auffindbar. Geblieben ist ein gemauerter, wahrscheinlich geweihter Altartisch (Stipes). Bemühungen des Landesamts für Denkmalpflege, die seinerzeitigen Eigentümer auf ihre gesetzliche Verpflichtung zur Erhaltung des unter Schutz stehenden Bauwerks hinzuweisen, blieb ohne jegliches Echo.
Die Kapelle gilt als ortsgeschichtlich bedeutsames Zeugnis. Dieses kulturelle Erbe vor dem Verfall zu sichern und den baulichen Zustand zu erhalten, war fortan erklärtes Ziel des Förderverein für Heimatpflege. Der Erhalt historischer Bausubstanz als Zeugnis wertvollen christlichen Kulturgutes lag dem Verein am Herzen. Es war zudem der Wunsch, das geschichtsträchtige Bauwerk wieder in das Bewusstsein der Bevölkerung zu Rücken. Über Jahre wurden die Denkmalschutzbehörden in München und Fürstenfeldbruck bemüht, ebenso das Bayerische Ministerium für Kunst und Wissenschaft, das Bau- und Kunstreferat der Erzdiözese München, die Stadt Germering sowie der fachlich zuständige Kreisheimatpfleger.
Ein Eigentumswechsel im Jahre 2001 brachte die Wende. Die Familie Peter Schröfl aus Gauting und Unterbrunn erwarb den gesamten Gutskomplex und zeigte sich sogleich der Geschichte der Kapelle und ihrer Renovierung verpflichtet. Ein Glück für Germering!
Der Förderverein für Heimatpflege hat den Fortgang der mehrjährigen Arbeiten am Baudenkmal mit Interesse verfolgt und darüber hinauseinen einen Beitrag zur Instantsetzung geleistet: die Wiederherstellung der Glockenstuhls, die aus Kostengründen zunächst entbehrlich erschien. Das Glockentürmchen, das zum vertrauten Erscheinungsbild der Kapelle gehört und den schichten Baukörper nach außen hin als Sakralbau ausweist, ist nach Meinung des Fördervereins ein wesentlicher Bestandteil des Bauwerks, auf den nicht verzichtet werden sollte. Um eine Wiederherstellung zu ermöglichen und noch in die laufenden Arbeiten am Kapellendach einzubinden, übernahm der Förderverein diese Aufgabe in eigener Regie. Vorstandsmitglied Ignaz Schöttl, Landwirt und Zimmermann, führte unter fachlicher Anleitung des Vorstandskollegen Ulrich Thiele in ehrenamtlicher Tätigkeit die Instantsetzung und Teilweise Erneuerung der Holzkonstruktion aus. Gleichzeitig erteilte der Verein einer renommierten Münchner Firma den Auftrag, ein ansprechendes Turmkreuz aus Massivkupfer zu anfertigen.
Die Stadt Germering stellte der Kapelle eine nicht mehr benötigte kleine Glocke für das Türmchen als Dauerleigabe zur Verfügung. Sie soll wieder zu Läuten gebracht werden. Einen weiteren Beitrag leistete der Verein mit der Finanzierung von drei Kirchenbänken aus der Barockzeit, die gut in die Kirche passen. Der Verein freut sich, dass das historische Gebäude nach vielen gemeinsamen Anstrengungen, mit viel Eingemengt und Liebe der neuen Eigentümer und unterstützt durch öffentliche Fördermittel, wieder ein Ort der Ruhe und Besinnung geworden ist. Jahrhunderte alte Geschichte wird wieder lebendig. Da es sich um eine private Hofkapelle handelt, obliegt es dem Eigentümer, in Zusammenarbeit mit der zuständigen Pfarrei, ein Nutzungskonzept zu entwickeln. Vielleicht schwingen dabei auch ein wenig die Idee und der Wunsch mit, das Baudenkmal wieder zu einer Stätte der Begegnung werden zu lassen.
Nach feierlicher kirchlichen Weihe steht die wiederentstandene Kapelle nunmehr unter dem Patronat des Apostels Petrus. Gedächtnistag ist der 29. Juni.
— Aus der Festschrift zu Wiedereinweihung der Kapelle von Hermann Braun und Dr. Albert Bichler —